Wenn die Gläubiger zur Regierung werden….

Der schwedische Finanzminister Anders Borg und Luxemburg’s Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker haben sich eigentlich den Hai des Jahres für den unverschämtesten Vorschlag zur Schuldeneintreibung aus Griechenland verdient: Um den Zugriff der Gläubiger auf das griechische Staatsvermögen möglichst ohne störende Eingriffe durch die griechische Regierung, das griechische Parlament oder gar die Bevölkerung sicherzustellen, solle die EU nach deutschen Vorbild eine “Treuhandanstalt” von unabhängigen Privatisierungs-Experten “in enger Zusammenarbeit mit der EU” schaffen. Siehe http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE74L02O20110522 Bekanntlich hatte das Wirken besagter Anstalt ab 1990 das unmittelbare Entstehen blühender Landschaften im Osten Deutschlands zur Folge, und die betroffenen Menschen waren so begeistert, dass jemand dem Chef dieses Instituts eine Kugel in den Kopf schoss.
Ein türkischer Kollege, mit dem ich über diesen genialen Vorschlag sprach, erinnerte daran, dass diese Methode von Gläubigern sich bei ihrem souveränen Schuldner bedienen keinesfalls neu ist: Nach der militärischen Niederlage des Ottomanischen Reiches Ende des vorletzten Jahrhunderts installierten die westlichen Mächte ihre eigene Steuerbehörde im Land und führten die Steuereinnahmen des Staates ohne Umwege der Schuldentilgung zu.