Beim Umgang mit Schulden waren (manche) Menschen vor 3000 Jahren schon mal weiter

In der Menschheitsgeschichte beispiellos sind die Entfaltung von Produktivkräften, die der Kapitalismus bewirkt hat, und die daraus resultierenden Wohlstandsgewinne. Immer mehr Menschen nehmen aber auch wahr, dass diese Gewinne nur um den Preis einer zunehmenden Polarisierung von reich arm, innerhalb wie auch zwischen den Gesellschaften realisiert werden können

Ob überhaupt und wie der „alternativlosen“ Liberalisierung von Wirtschaften samt genau diesen Folgen entgegengewirkt werden kann, ist indes keine neue Frage. Sie stellte sich auch schon vor dreitausend Jahren innerhalb der agrarisch geprägten Gesellschaft des alten Israel nach seiner Landnahme in Palästina. Das Alte Testament überliefert die mit der Zielsetzung, eine Polarisierung zumindest abzumildern, geschaffene Gesetzgebung zu den biblischen Erlass- und Jubeljahren. Gemeint ist damit die periodische Wiederherstellung der relativ egalitären Landbesitzverhältnisse innerhalb des Gottesvolkes; das war eine wichtige Lebensversicherung für diejenigen, die zwischenzeitlich gezwungen waren, ihr Land, ihre Familien oder gar sich selbst einem reicheren Nachbarn zu verpfänden, um in schwierigen Zeiten das eigene Überleben zu sichern.

Wie diese sehr alten Regelungen auch für spätkapitalistische Schuldner-Gläubiger-Beziehungen, sogar solche zwischen Staaten und ihren Gläubigern, nutzbar gemacht werden können, habe ich zusammen mit meinen Ko-Autoren Wolfgang Schonecke und Wolfram Stierle in einem Beitrag für die Herder Korrespondenz ausgeführt. Kritisch kommentieren kann man den Artikel hier im Blog ebenso wie auf der Herder-Seite.