Fachinformation 72: “Schuldenkrise noch nicht schlimm genug” – zum aktuellen Diskurs der Gläubiger

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Beschreibung

Ist es Zeit für neue Entschuldungsinitiativen?

Nein, sagt eine neue Studie von aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter*innen des IWF. Die Verschuldung von Ländern im Globalen Süden liege noch weit unter dem Niveau am Vorabend der Entschuldungsinitiative für hoch verschuldete Länder Mitte der 1990er Jahre.

Ja, sagen Kristina Rehbein und Jürgen Kaiser, Autor*innen der Fachinformation 72: „‚Schuldenkrise noch nicht schlimm genug‘ – zum aktuellen Diskurs der Gläubiger“. Die Studie lege einen zu engen Fokus auf Niedrigeinkommensländer. Auch betrachte sie einen falschen Zeitpunkt: Es mache keinen Sinn, die heutigen Verschuldungssituation mit der von 1994 zu vergleichen. Zu diesem Punkt sei die Krise bereits über Jahre hinweg verschleppt worden.

Durch die Analyse alternativer Vergleiche kommen Kaiser und Rehbein zu dem Ergebnis: Die Aussage, die nächste Schuldenkrise sei noch weit entfernt, ist falsch. Sie betrifft jedoch nicht mehrheitlich Niedrigeinkommensländer wie in den 1980er und 1990er Jahren. Statt zu beruhigen, sollten die Akteure des internationalen Schuldenmanagements – allen voran der IWF – entschlossen handeln. Werden die Fehler der Vergangenheit wiederholt und die Krise erneut verschleppt, wird sie letztendlich erneut teurer für die Gläubiger und tödlicher für die Schuldner als sie hätte sein müssen.

Autor*innen: Kristina Rehbein und Jürgen Kaiser

Erscheinungsdatum: Juni 2023

Als kostenloser Download: Fachinformation 72: „‚Schuldenkrise noch nicht schlimm genug‘ – zum aktuellen Diskurs der Gläubiger“

Also available in English: Focus Paper 10: “‘Debt crisis not yet bad enough’ – How creditors downplay the need to act”