Zyklon „Amphan“: Schuldenlast darf Bangladeschs Möglichkeiten für den Wiederaufbau nicht beeinträchtigen

(Düsseldorf, 22.05.2020) Zyklon „Amphan“ richtete in Bangladesch hohe Schäden an. Das deutsche Entschuldungsbündnis erlassjahr.de fordert mit seiner Kampagne „Klimagerechtigkeit braucht Entschuldung“ einen Entschuldungsmechanismus für Staaten, die Opfer von Naturkatastrophen durch den Klimawandel werden.

Zyklon „Amphan“ traf Mittwochnachmittag auf Land und tötete mindestens 84 Menschen in Indien und Bangladesch. Wind und Starkregen richteten hohe Schäden an. In Bangladesch wurden zehntausende Häuser zerstört, Schätzungen der Zerstörung reichen derzeit bis zu 1,5 Milliarden US-Dollar.

Das deutsche Entschuldungsbündnis erlassjahr.de sieht die Möglichkeiten für den Wiederaufbau aufgrund der Belastung des öffentlichen Haushalts durch den Schuldendienst in Gefahr. Jürgen Kaiser, Politischer Koordinator von erlassjahr.de, sagt: „Die öffentlichen Schulden Bangladeschs sind 3,5-mal so hoch wie die Staatseinnahmen des Landes. Die G20 haben Bangladesch und anderen ärmeren Ländern zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie bereits ein Moratorium bis Ende 2020 angeboten. Dieses muss die Regierung nun in Anspruch nehmen und es auf alle ausländischen Gläubiger einschließlich der privaten und der Entwicklungsbanken ausdehnen. So werden Mittel für Nothilfe und Wiederaufbau frei.“

Nach dem Beschluss der G20 soll mit Ablauf des Moratoriums im Licht der dann vorliegenden Informationen über eine echte Schuldenstreichung beraten werden.

Hasan Mehedi, Leiter der Bangladesh Working Group on External Debt, sagt: „Bangladesch leistet kaum einen Beitrag zum globalen Klimawandel. Trotzdem wird von uns erwartet, dass wir nach dieser Katastrophe den Schuldendienst an unsere Gläubiger im Ausland weiterzahlen. Dabei sind diese Gläubiger selbst die Hauptverursacher des Klimawandels. Die Ärmsten in der Küstenregion zahlen dafür jetzt mit ihrem Leben. Wir dürfen diese Schulden nicht zurückzahlen – und unsere Gläubiger müssen das akzeptieren.“

„Trotz der globalen Bedrohung durch die Covid-19-Pandemie dürfen wir nicht vergessen, dass Naturkatastrophen wie tropische Wirbelstürme durch den menschengemachten Klimawandel weltweit heftiger und häufiger werden“, so Kaiser. Auch in der Karibik werde eine überdurchschnittlich starke Hurrikan-Saison vorhergesagt.

Mit der Kampagne „Klimagerechtigkeit braucht Entschuldung“ fordert erlassjahr.de die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass Naturkatastrophen in armen Ländern nicht zu Schuldenkrisen werden.

 

Das deutsche Entschuldungsbündnis „erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung e. V.“ setzt sich dafür ein, dass den Lebensbedingungen von Menschen in verschuldeten Ländern mehr Bedeutung beigemessen wird als der Rückzahlung von Staatsschulden. erlassjahr.de wird von derzeit über 600 Organisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft bundesweit getragen und ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk nationaler und regionaler Entschuldungsinitiativen.

 

Kontakt:

Jürgen Kaiser
Politischer Koordinator
j.kaiser@erlassjahr.de
Tel.: 0173 – 29 19 374

 

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