Sambia: Wegen Corona in die Pleite – G20 müssen jetzt handeln

(Düsseldorf, 12.11.2020) Am 13. November könnte es zur ersten Staatspleite seit Ausbruch der Corona-Pandemie kommen. Das kritisch verschuldete Sambia konnte bereits vor einem Monat eine Zinszahlung in Höhe von 42,5 Millionen US-Dollar an seine privaten Gläubiger nicht leisten. Die Schonfrist endet am Freitag. Sollten die betroffenen Anleger weiterhin der Bitte um einen Aufschub bis April 2021 nicht nachkommen, wäre Sambia zahlungsunfähig.

Die Staatspleite fällt zusammen mit dem außerordentlichen Treffen der G20-Finanzminister*innen, die morgen über die Schaffung eines Umschuldungsverfahrens für überschuldete Länder im Globalen Süden (Common Framework for Debt Treatments beyond the DSSI) beraten.

Kristina Rehbein, politische Referentin von erlassjahr.de, kommentiert: „Der Fall Sambia steht für das monatelange Versäumnis der G20, den Privatsektor verbindlich in ihr Schuldenmoratorium einzubeziehen. Private Gläubiger werden sich niemals freiwillig an Schuldenerleichterungen beteiligen – man muss sie gesetzlich dazu zwingen! So, wie die britische Regierung es mit ihrem Anti-Geierfonds-Gesetz getan hat, so müssen auch die G20 morgen die Beteiligung des Privatsektors an der Debt Service Suspension Initiative erzwingen. Tun sie das nicht, werden Privatgläubiger auf Kosten der Steuerzahler weiter kassieren und es wird einen sozialen und wirtschaftlichen Flächenbrand geben – nicht nur in Sambia, sondern auch in vielen anderen überschuldeten Ländern weltweit.“

Sambia ist der weltweit größte Kupferproduzent. Durch die Corona-bedingte Rezession ist die Wirtschaft dramatisch eingebrochen. Bei den morgigen Verhandlungen der sambischen Regierung mit den privaten Gläubigern geht es um Verpflichtungen in Form von Eurobonds in Höhe von 3 Milliarden US-Dollar.

Das deutsche Entschuldungsbündnis „erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung e. V.“ setzt sich dafür ein, dass den Lebensbedingungen von Menschen in verschuldeten Ländern mehr Bedeutung beigemessen wird als der Rückzahlung von Staatsschulden. erlassjahr.de wird von derzeit über 600 Organisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft bundesweit getragen und ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk nationaler und regionaler Entschuldungsinitiativen.

Kontakt und Interview-Wünsche:

Kristina Rehbein
Politische Referentin erlassjahr.de
Mail: k.rehbein@erlassjahr.de
Tel: 0211 – 46 93 218
Mobil: 0176 – 24 84 37 04

Weitere Informationen:

erlassjahr.de-Pressemitteilung vom 10.11.2020: „G20-Finanzministertreffen: Freitag der 13. entscheidet über Fortgang der globalen Schuldenkrise“