G20-Präsidentschaft: Zwölf Monate entscheiden über die nächste Schuldenkrise

(Düsseldorf, 30.11.2016) Das deutsche Entschuldungsbündnis erlassjahr.de fordert, dass die Bundesregierung ihre morgen beginnende G20-Präsidentschaft nutzt, um zu verhindern, dass erneut Länder im Globalen Süden in eine Schuldenfalle geraten.

Die niedrigen Zinsen der letzten Jahre haben zu einer gewaltigen Welle von Anleiheplatzierungen ärmerer und sogar ärmster Staaten an den internationalen Kapitalmärkten geführt. Die nun absehbaren Zinserhöhungen gepaart mit anhaltend niedrigen Preisen für viele der von ärmeren Ländern exportierten Rohstoffen können nach Berechnungen des deutschen Entschuldungsbündnisses erlassjahr.de bis zu 108 Länder weltweit in Zahlungsschwierigkeiten bringen.

Jürgen Kaiser, Politischer Koordinator von erlassjahr.de: „Die sich abzeichnende weltwirtschaftliche Konstellation hat eine fatale Ähnlichkeit mit den Jahren 1980/81, als mit der Übernahme der Präsidentschaft Ronald Reagans die Zinsen weltweit stiegen. Ab 1982 wurden nach und nach die meisten Staaten in Lateinamerika, Afrika und Asien zahlungsunfähig. Damals dauerte es bis zum Jahr 2005 bis wenigstens für die ärmsten Länder ausreichende Schuldenerlasse ausgesprochen wurden. Von Deutschlands Initiative in den G20 wird es abhängen, ob ärmere Länder wieder mehr als ein Jahrzehnt in der Schuldenfalle vor sich haben.“

erlassjahr.de begrüßt, dass die Bundesregierung unter dem Oberthema „Resilienz“ die drohenden neuen Schuldenkrisen endlich als eine Bedrohung der wirtschaftlichen und politischen Stabilität wahrgenommen hat. erlassjahr.de erwartet von der Bundesregierung, dass diese aus der Katastrophe der letzten Schuldenkrisen lernt und endlich einen effizienten und rechtsstaatlichen Entschuldungsmechanismus für Staaten schafft.

Diese Forderung wird erlassjahr.de sowohl beim G20-Gipfel in Hamburg im Juli als auch beim Finanzminister-Gipfel in Baden-Baden am 17. und 18. März mit Kundgebungen, Fachtagungen und Gottesdiensten in die Öffentlichkeit tragen.

 

erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung“ ist das größte entwicklungspolitische Bündnis in Deutschland mit Mitträgerorganisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft. erlassjahr.de ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk von rund 50 ähnlichen Kampagnen und Bündnissen. Sie alle wollen es nicht hinnehmen, dass untragbar hohe Schulden in vielen Ländern des Globalen Südens wichtige Investitionen in Gesundheit, Bildung und Infrastruktur unmöglich machen.

 

Weitere Informationen: Kristina Rehbein, 0211/ 46 93 -218, k.rehbein@erlassjahr.de