erlassjahr.de begrüßt die Diskussion um ein geordnetes Staateninsolvenzverfahren im Bundesfinanzministerium

Unter dem Eindruck der Griechenlandkrise erkennt nun auch das Bundesfinanzministerium die Notwendigkeit, Staatspleiten geordnet und ohne Austritt aus der Währungsunion zu überwinden. erlassjahr.de begrüßt die Diskussion und fordert die Bundesregierung auf, sich endlich am UN-Prozess zur Schaffung eines internationalen Staateninsolvenzverfahrens zu beteiligen.

Beim Kirchentag in Stuttgart hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erklärt, dass er sich ein geordnetes Verfahren zur Lösung von Schuldenkrisen außerhalb der Eurozone vorstellen kann, innerhalb einer Währungsunion aber entfalle diese Möglichkeit. Laut Spiegel online wird im BMF allerdings bereits an einem Staateninsolvenzverfahren für die Eurozone gearbeitet.

Jürgen Kaiser, politischer Koordinator von erlassjahr.de: „Zu Beginn der Griechenlandkrise 2010 hat die damalige Bundesregierung es trotz einer entsprechenden Selbstverpflichtung im schwarzgelben Koalitionsvertrag versäumt, klare Regeln für eine Staatspleite international auf den Weg zu bringen. Mit einem Staateninsolvenzverfahren, das klar regelt, welche Verluste in der Krise von Gläubigern und Schuldner zu tragen sind, hätte Griechenland eine Chance auf einen wirtschaftlichen Neuanfang gehabt.“

Am 1. und 2. Juli tagt in New York zum dritten und letzten Mal das Ad-hoc-Komitee zur Schaffung eines Staateninsolvenzverfahrens, das mit großer Mehrheit am 9. September 2014 durch die UN Vollversammlung geschaffen und bis zum Ende der laufenden Sitzungsperiode mandatiert worden ist. Bislang hat die Bundesregierung den von der großen Mehrheit der Staaten getragenen Prozess boykottiert.

Kaiser: „Die Bundesregierung darf nicht weiter in jeder Schuldenkrise die gleichen Fehler machen. Sie muss den Prozess zu Schaffung eines für alle Staaten gültigen Insolvenzverfahrens aktiv unterstützen.“

„erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung“ ist das größte entwicklungspolitische Bündnis in Deutschland mit Mitträgerorganisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft. erlassjahr.de ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk von rund 50 ähnlichen Kampagnen und Bündnissen. Sie alle wollen es nicht hinnehmen, dass untragbar hohe Schulden in vielen Ländern des Globalen Südens wichtige Investitionen in Gesundheit, Bildung und Infrastruktur unmöglich machen.

Weitere Informationen: Jürgen Kaiser, 0211-4693-217, j.kaiser@erlassjahr.de
erlassjahr.de veranstaltet gemeinsam mit Global Policy Forum, Brot für die Welt, Misereor und Oxfam Deutschland ein Hintergrundgespräch zum Thema „Gelungener Auftakt zum Gipfeljahr 2015?“.

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