Entscheidung im Rechtsstreit NML Capital gegen Argentinien

US Supreme Court weist Revision Argentiniens ab

Der US-amerikanische Supreme Court hat heute die Revision Argentiniens gegen ein Urteil des New Yorker Berufungsgericht im Rechtsstreit NML Capital gegen Argentinien zurückgewiesen. Der Beschluss des Obersten Gerichtshof der USA bedeutet, dass Argentinien die Forderung des Hedgefonds NML Capital in voller Höhe von 1,33 Milliarden US-Dollar begleichen muss. erlassjahr.de befürchtet weitreichende Konsequenzen für die Souveränität hochverschuldeter Staaten.

Der Hedgefonds NML Capital hatte während der argentinischen Finanzkrise Staatsanleihen des südamerikanischen Landes zu einem günstigen Nominalwert aufgekauft. Bei den 2005 und 2010 durchgeführten Umschuldungsmaßnahmen konnte Argentinien bei 92% seiner Gläubiger einen weitreichenden Schuldenschnitt durchsetzen. Die restlichen Gläubiger, unter ihnen NML Capital, lehnten ab. Nun klagte der sogenannte Geierfonds in einem mehrere Jahre andauernden Rechtsstreit den vollen Wert der Forderung ein – und bekam Recht.

Geierfonds haben aus dem Ankaufen spottbilliger Forderungen an Staaten in finanziellen Krisensituationen und dem späteren Einklagen der vollen Forderung vor Gericht ein Geschäfts­modell gemacht. Dieses hebelt ein souveränes Schuldenmanagement hochverschuldeter Staaten systematisch aus.

Mit diesem Urteil ist den traditionellen Verfahren zum Umgang mit Staatsschulden endgültig der Boden entzogen. „Jeder Gläubiger der sich nun noch in einem der unverbindlichen Foren wie dem Pariser Club an Umschuldungen beteiligt, muss damit rechnen, dass sein Verzicht nicht etwa dem Schuldnerland, sondern konkurrierenden Gläubigern zugute kommt“, erklärt Jürgen Kaiser, politischer Koordinator des deutschen Entschuldungsbündnisses erlassjahr.de: „Dass die reichen Industrieländer bislang kein geordnetes Staateninsolvenzverfahren geschaffen haben, rächt sich nun bitter.“

„erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung“ ist ein breites gesellschaftliches Bündnis aus derzeit etwa 700 Mitträgerorganisationen aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft. erlassjahr.de ist eingebunden in ein weltweites Netzwerk von über 50 ähnlichen Kampagnen und Bündnissen. Sie alle wollen es nicht hinnehmen, dass untragbar hohe Schulden in vielen Ländern des Südens wichtige Investitionen in Gesundheit, Bildung und Infrastruktur unmöglich machen.

Weitere Informationen: Mara Liebal, 0211 – 46 93 211, m.liebal@erlassjahr.de