Samoa

Hat Samoa ein Schuldenproblem?

Samoa wird vom Internationalen Währungsfonds (IWF) als Überschuldungs-Hochrisikoland eingeschätzt, allerdings weniger wegen aktuell besonders kritischer Schuldenindikatoren als vielmehr wegen der Bedrohung durch externe Schocks. Bei diesen hatte der IWF zunächst an Naturkatastrophen wie Zyklone gedacht. Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Einbruch beim Tourismus hat 2020 und 2021 indes vergleichbare wirtschaftliche Folgen.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2020, teilweise Schätzungen)

IndikatorAusprägungGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)53,140
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)181,8150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)10,715
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)55,650
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)195,6200
Auslandsschuldenstand 2019 (US-Dollar)408,6 Mio.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger 2019 (US-Dollar)30,3 Mio.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Wer sind die Gläubiger von Samoa?

Erklärung der Schuldenkategorien

 Die gesamten Auslandsschulden eines Landes setzen sich aus den Schulden des öffentlichen Sektors und denen des Privatsektors zusammen. Im Diagramm sind öffentliche Schulden mit Vollfarben und private Auslandsschulden schraffiert dargestellt.

Bei den öffentlichen Schulden werden drei Gläubigergruppen unterschieden, nämlich multilaterale öffentliche Gläubiger – das sind vor allem Entwicklungsbanken und der IWF -, bilaterale öffentliche Gläubiger – das sind andere Regierungen – und private Gläubiger.

Bei den beiden öffentlichen Gläubigerkategorien unterscheiden wir zudem nach konzessionären, also zinsgünstigen Krediten zu Entwicklungshilfebedingungen, und Krediten zu Marktbedingungen („nicht-konzessionäre“).

Bei den öffentlichen Schulden bei privaten Gläubigern unterscheiden wir die beiden Hauptinstrumente, nämlich Bankkredite und Anleihen. Diese beiden Instrumente unterscheiden wir auch bei den Auslandsschulden des Privatsektors.

Nur der samoanische Staat ist im Ausland verschuldet, nicht aber Bürger*innen, Banken oder Unternehmen der Insel. Der größte Teil der Schulden resultiert aus der (überwiegend multilateralen) Entwicklungszusammenarbeit und ist deshalb zinsgünstig und mit langen Laufzeiten versehen. Aber in den letzten Jahren ist auch der Anteil der aus kommerziellen Handelsgeschäften entstandenen bilateralen Verschuldung gewachsen. Die bilateralen Schulden entfallen vollständig auf die beiden asiatischen Länder China (zum größeren Teil) und Japan (zum kleineren Teil); andere Mitglieder des Pariser Clubs haben keine Ansprüche an Samoa.

Die multilateralen Schulden entfallen etwa zu gleichen Teilen auf die International Development Agency (IDA) und die Asiatische Entwicklungsbank; dazu kommen kleinere Beträge gegenüber dem IWF sowie der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), der Europäischen Investitionsbank (EIB) und dem International Fund for Agricultural Development (IFAD), der zur Food and Agriculture Organization (FAO) gehört.

Trend

Insgesamt sind Samoas Schulden in den letzten zehn Jahren stabil geblieben. Infolge des Wirtschaftswachstums sind dadurch die wichtigsten Schuldenindikatoren mit kleineren Ausnahmen leicht zurückgegangen.

Bisherige Schuldenerleichterungen für Samoa

Samoa hat noch nie seine Verbindlichkeiten bei öffentlichen oder privaten ausländischen Gebern umgeschuldet. Im August 2018 wies Premierminister Sailele Tuilaʻepa Malielegaoi einen Vorstoß seines tongaischen Amtskollegen zurück, die Region sollte gemeinsam um den Erlass der ausstehenden Entwicklungshilfeschulden bei China einkommen.

Allerdings weisen ältere Weltbankstatistiken für die Zeit bis 2006 Zahlungsrückstände aus, welche doppelt so hoch sind wie die regulären langfristigen Schulden. Diese werden für die entsprechenden Jahre in aktuellen Weltbankstatistiken nicht mehr ausgewiesen. Möglicherweise handelte es sich dabei um Zahlungsrückstände auf chinesische Kredite, deren Streichung 2006 mit der chinesischen Regierung vereinbart worden war. Der Grund für das Verschwinden der damaligen Weltbank-Zahlen könnte darin liegen, dass die Bank das Bild des unkooperativen und erlass-aversen Gläubigers China aufrechterhalten möchte.

Für die HIPC/MDRI-Initiative von Weltbank und IWF war Samoa nicht qualifiziert. Dasselbe gilt für den Teilschuldenerlass, den der IWF Anfang 2020 im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie einigen der ärmsten Länder angeboten hat. Dagegen ist Samoa für das von den G20 im April 2020 beschlossene Schuldenmoratorium (Debt Service Suspension Initiative, DSSI) qualifiziert. Eingespart (und auf die Jahre 2024 ff. verschoben) werden in den Haushaltsjahren 2020 und 2021 aber nur bescheidene 9,5 Millionen US-Dollar, was 1,1 Prozent des samoanischen Bruttoinlandsprodukts von 2019 entspricht.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Die meisten Schuldenindikatoren Samoas liegen knapp über oder unter den gängigen Grenzwerten. Allerdings hat der Einbruch des Tourismus infolge der Pandemie Samoa mit einem Minus von 30 Prozent hart getroffen.

Seit Juli 2017 kategorisiert der IWF das Land wegen solcher Verwundbarkeiten als Land mit einem hohen Überschuldungsrisiko. Anders als früher lässt der IWF die durchschnittlichen jährlichen Verluste durch Naturkatastrophen in seine Schuldentragfähigkeitsanalysen einfließen, was das auf den ersten Blick unproblematische Profil Samoas in den IWF-Vorhersagen auch unabhängig von den Folgen der Pandemie deutlich verschlechtert.

Politische Empfehlungen

Samoa sollte im Rahmen des Forums der Small Island Developing States Initiativen unterstützen, wie sie von Regierungen und Zivilgesellschaften karibischer kleiner Inselstaaten angestoßen wurden, nämlich im Falle von Naturkatastrophen den laufenden Schuldendienst aussetzen und dadurch freiwerdende Mittel für unmittelbare Katastrophenhilfe sowie mittelfristigen Wiederaufbau verwenden zu können. Ein wichtiger Bezugspunkt dafür könnte die 2020 in der Krise verabschiedete gemeinsame Erklärung der Vereinigung der SIDS (AOSIS) sein, in dem umfassende Schuldenerleichterungen gefordert werden.

 

Stand: Januar 2021