Mikronesien

Hat Mikronesien ein Schuldenproblem?

Mikronesien hat kein unmittelbares Schuldenproblem. Allerdings wird die Verletzlichkeit der wachstumsschwachen Volkswirtschaft absehbar zu einem Überschreiten kritischer Grenzwerte führen.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2017)

Hochrechnungen des IWF zum 31.12.2017 aus dem Jahr 2017

IndikatorAusprägungGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)24,340
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)91,0150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)8,315
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)24,350
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)35,4200
Auslandsschuldenstand (US-Dollar)80,1 Mio.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger (US-Dollar)7,3 Mio.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Wer sind die Gläubiger von Mikronesien?

Umfassende Informationen über die Gläubigerstruktur werden weder von der Regierung Mikronesiens noch von den Iinternationalen Finanzinstitutionen veröffentlicht.

Die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) hatte Mitte 2017 rund 16,2 Millionen US-Dollar Forderungen ausstehen und die Internationale Entwicklungsorganisation (IDA) 33,12 Millionen US-Dollar. Damit dürfte die Weltbankgruppe der wichtigste externe Kreditfinanzierer von Mikronesien sein. Ende 2016 hielt die Asiatische Entwicklungsbank aus der einzigen aktuellen Projektfinanzierung Forderungen von rund 9 Millionen US-Dollar. Weitere Gläubiger sind die Europäische Investmentbank und ein privates Telekommunikationsunternehmen.

Weder Deutschland noch der Pariser Club für die Gesamtheit seiner Mitglieder weist Forderungen an Mikronesien aus. Der Internationale Währungsfonds (IWF) berichtet allerdings kleinere Forderungen des US-Landwirtschaftsministeriums. Auch der IWF hat noch nie Zahlungen an Mikronesien geleistet. Von China wurden bis 2014 Kredite im Umfang von 2 Millionen US-Dollar gewährt.

Trend

Seit einem zwischenzeitlichen Höhepunkt 2009 sind die Schuldenindikatoren Mikronesiens langsam aber kontinuierlich zurückgegangen. Der IWF rechnet aber bedingt durch die unten genannten Risikofaktoren und die hohe Abhängigkeit des Landes von günstigen ausländischen Finanzierungen mit einem deutlichen Überschreiten kritischer Grenzwerte bis Mitte der nächsten Dekade.

Bisherige Schuldenerleichterungen für Mikronesien

Mikronesien hat noch nie seine ausländischen Verbindlichkeiten umgeschuldet.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Mikronesien ist in hohem Maße abhängig von Compact Grants aus dem Bundeshaushalt der USA. Diese werden allerdings 2023 auslaufen und können nach aktuellem Stand noch nicht ausreichend durch zwei eigens dazu geschaffene Treuhandfonds ersetzt werden.

Die Pazifische Risikoversicherungsinitiative rechnet mit einem schweren Taifun in Mikronesien alle 20 Jahre und dabei einer Zerstörung von 10 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Der IWF betrachtet daher (in dieser Reihenfolge) Naturkatastrophen; zu geringe Erträge aus den beiden Treuhandfonds, um die aus den USA ausfallenden Zahlungen zu leisten und eine zu langsame Umsetzung fiskalischer Reformen als die größten Risiken für die Schuldentragfähigkeit Mikronesiens. Damit begründet er seine Einschätzung des Überschuldungsrisikos als „hoch“, obwohl die Schuldenindikatoren sämtlich unter den kritischen Grenzwerten liegen.

Politische Empfehlungen

Als kleiner Inselentwicklungsstaat und Mitglied des entsprechenden Staatenbundes AOSIS sollte Mikronesien sich für die Schaffung von unmittelbar wirksamen Entschuldungsoptionen für den Fall externer Schocks infolge des Klimawandels einsetzen.

 

Stand: Juli 2019

 

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