Mexiko

Hat Mexiko ein Schuldenproblem?

Mexiko hat kein akutes Schuldenproblem. Allerdings hat die Corona-Pandemie das Land humanitär und wirtschaftlich hart getroffen, ohne dass das Land dadurch wie 1982 und 1994 an den Rand der Staatspleite gerückt wäre.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2020)

IndikatorWertGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)43,140
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)106,6150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)25,815
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)61,050
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)264,1200
Auslandsschuldenstand (US-Dollar)467,6 Mrd.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger (US-Dollar)68,9 Mrd.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

WER SIND DIE GLÄUBIGER VON MEXIKO?

Erklärung der Schuldenkategorien

Die gesamten Auslandsschulden eines Landes setzen sich aus den Schulden des öffentlichen Sektors und denen des Privatsektors zusammen. Im Diagramm sind öffentliche Schulden mit Vollfarben und private Auslandsschulden schraffiert dargestellt.

Bei den öffentlichen Schulden werden drei Gläubigergruppen unterschieden, nämlich multilaterale öffentliche Gläubiger – das sind vor allem Entwicklungsbanken und der IWF -, bilaterale öffentliche Gläubiger – das sind andere Regierungen – und private Gläubiger.

Bei den beiden öffentlichen Gläubigerkategorien unterscheiden wir zudem nach konzessionären, also zinsgünstigen Krediten zu Entwicklungshilfebedingungen, und Krediten zu Marktbedingungen („nicht-konzessionäre“).

Bei den öffentlichen Schulden bei privaten Gläubigern unterscheiden wir die beiden Hauptinstrumente, nämlich Bankkredite und Anleihen. Diese beiden Instrumente unterscheiden wir auch bei den Auslandsschulden des Privatsektors.

Drei Viertel der mexikanischen Auslandsschulden entfallen auf den Staat, ein Viertel auf private Unternehmen und Banken.

Die Auslandsschulden des öffentlichen Sektors bestehen ganz überwiegend aus Staatsanleihen. Daneben spielen nur noch private Banken sowie multilaterale Finanzinstitutionen als Kreditgeber eine Rolle. Mexiko hat nur minimale Schulden zu Entwicklungshilfekonditionen, fast der gesamte Bestand besteht aus Krediten zu marktnahen Konditionen. Das ist nicht untypisch für ein Mitteleinkommensland, welches überdies Mitglied der G20 ist.

Die beträchtlichen multilateralen Forderungen entfallen im Wesentlichen auf zwei Institute: die Weltbank in Form der Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und die Interamerikanische Entwicklungsbank mit jeweils knapp 16 Milliarden US-Dollar. Mit kleineren Beträgen folgen dann der Internationale Währungsfonds und die Europäische Investitionsbank.

Bei den erheblich kleineren bilateralen Forderungen ist Frankreich der größte Gläubiger mit 1,3 Milliarden US-Dollar. Laut Weltbank folgt Deutschland mit 833 Millionen US-Dollar auf Platz 2. Das Bundesfinanzministerium weist allerdings überhaupt keine deutschen Forderungen an den mexikanischen Staat aus. Kleinere öffentliche Gläubiger sind Kanada, Japan, die USA und Spanien.

Trend

Die auf die gesamten öffentlichen Schulden bezogenen Indikatoren sind in den letzten fünf Jahren leicht angestiegen. Die auf alle Auslandsschulden bezogenen Indikatoren sind – ebenso wie die absoluten Größen von Schulden und Schuldendienst – weitgehend stabil geblieben.

Bisherige Schuldenerleichterungen für Mexiko

Mit dem Pariser Club hat Mexiko bislang dreimal Umschuldungen im Gesamtwert von 5,5 Milliarden US-Dollar durchgeführt: 1983, 1986 und 1989, alle unter Classic Terms und mittlerweile schon vollständig abbezahlt, jedoch nie verbunden mit einem Schuldenerlass. Mit privaten Gläubigern gab es bis heute sechs Umschuldungen. Viermal davon (1982, zweimal 1983 und 1987) wurde ohne Schuldenerlass insgesamt 119,8 Milliarden US-Dollar umgeschuldet. 1988 und 1990 hingegen wurden, unter andere im Rahmen des Brady-Plans, fast 58 Milliarden US-Dollar an Verbindlichkeiten bei privaten Banken umgeschuldet; dabei wurden begrenzte Reduzierungen des Nennwerts vereinbart.

Für die multilateralen Entschuldungsinitiativen für hoch verschuldete kleine Staaten (Heavily Indebted Poor Countries, HIPC) um die Jahrtausendwende sowie die aktuelle Moraoriumsinitiative der G20 und das Common Framework der G20 war und ist Mexiko als Land mit höherem mittlerem Einkommen nach der Kategorisierung der Weltbank nicht qualifiziert.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Mit seinem Zahlungsausfall im August 1982 ist Mexiko das Land, welches die globale Schuldenkrise der 1980er und 1990er Jahre manifest und sichtbar machte. Seither hat sich die Wirtschaft des Landes diversifiziert und damit resilienter gemacht. Geleichwohl stellt der Ölexport immer noch einen erheblichen Teil der Hartwährungseinahmen dar. Externe Schocks haben sich negativ (Ölpreisverfall infolge der Corona-bedingten Rezession) und positiv (Ölpreisanstieg infolge des Ukrainekriegs) ausgewirkt und die in der Abhängigkeit immer noch liegenden Unsicherheiten deutlich gemacht. Die Gefahr eines Zahlungsausfalls besteht indes nicht.

Politische Empfehlungen

Der progressive und auf dem ganzen Kontinent geachtete Präsident López Obrador hat – wenn auch nicht allzu lautstark – auf die Erfahrungen seines Landes mit den Krisen von 1982 und 1994 („Tequila-Krise“) und zu Recht auf die daraus resultierenden Bedrohungen der globalen Stabilität hingewiesen. Er gehört damit zu den zumindest hörbaren Stimmen zugunsten der einkommensärmeren Länder im G20-Kontext. Mexiko sollte diese Rolle noch stärker spielen als bislang.

Stand: November 2022