Burundi

Hat Burundi ein Schuldenproblem?

Burundi hat ein noch moderates Problem bei den öffentlichen Schulden. Seine Auslandsverschuldung und damit der Zwang, über eine schmale Exportbasis Devisen für den Schuldendienst zu verdienen, sind dagegen besorgniserregend hoch. Da aber auch die Hartwährungskredite überwiegend zu günstigen Konditionen vergeben wurden, ist der laufende Schuldendienst auf diese hohen Auslandsschulden knapp unter der Grenze von 15 Prozent und damit (noch) tragbar.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2018)

IndikatorAusprägungGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)19,240
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)245,8150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)14,015
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)58,450
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)589,3200
Auslandsschuldenstand (US-Dollar)408,1 Mio.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger (US-Dollar)29,3 Mio.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Wer sind die Gläubiger von Burundi?

Erklärung der Schuldenkategorien

 Die gesamten Auslandsschulden eines Landes setzen sich aus den Schulden des öffentlichen Sektors und denen des Privatsektors zusammen. Im Diagramm sind öffentliche Schulden mit Vollfarben und private Auslandsschulden schraffiert dargestellt.

Bei den öffentlichen Schulden werden drei Gläubigergruppen unterschieden, nämlich multilaterale öffentliche Gläubiger – das sind vor allem Entwicklungsbanken und der IWF -, bilaterale öffentliche Gläubiger – das sind andere Regierungen – und private Gläubiger.

Bei den beiden öffentlichen Gläubigerkategorien unterscheiden wir zudem nach konzessionären, also zinsgünstigen Krediten zu Entwicklungshilfebedingungen, und Krediten zu Marktbedingungen („nicht-konzessionäre“).

Bei den öffentlichen Schulden bei privaten Gläubigern unterscheiden wir die beiden Hauptinstrumente, nämlich Bankkredite und Anleihen. Diese beiden Instrumente unterscheiden wir auch bei den Auslandsschulden des Privatsektors.

Burundi hat ein ausgesprochen überschaubares Gläubigerprofil. Im Ausland ist nur der burundische Staat, nicht aber private Unternehmen verschuldet. Abgesehen von einer kleinen Schuld bei ausländischen Privatbanken gibt es nur Schulden bei öffentlichen Gläubigern. Allerdings sind sowohl von bilateralen als auch multilateralen öffentlichen Gläubigern in den letzten Jahren erstmals auch wieder nicht-konzessionäre Kredite vergeben worden, wenn auch noch in bescheidenen Umfang. Mit Auszahlungen von bislang dokumentierten 99 Millionen US-Dollar spielt China als Kreditgeber bereits eine spürbare Rolle. Deutschland hält ebenso wie alle anderen Mitglieder des Pariser Clubs seit der Entschuldung im Rahmen der Initiative für hoch verschuldete arme Länder (engl. Heavily Indebted Poor Countries Initiative, HIPC) keine Forderungen mehr an Burundi.

Unter den multilateralen Kreditgebern spielen die Weltbanktochter Internationale Entwicklungsorganisation (IDA) und der Internationale Währungsfonds (IWF) die größte Rolle.

Trend

Gegenüber 2015 haben sich die Indikatoren für die Auslandsverschuldung um jeweils mehr als 10 Prozent verschlechtert, während die Indikatoren für die gesamten öffentlichen Schulden stabil geblieben sind.

Bisherige Schuldenerleichterungen für Burundi

Vor seiner Entschuldung unter der HIPC/MDRI-Initiative hat Burundi einmal im Pariser Club umgeschuldet, nämlich 85 Millionen US-Dollar der damals beim Club bestehenden 131 Millionen US-Dollar im März 2004 unter Naples Terms.

Eine tatsächlich fast vollständige Schuldenstreichung wurde dann aber erst am HIPC-Decision Point 2005 unter Cologne Terms und 2009 am Completion Point mit der vollständigen Streichung aller Forderungen des Pariser Clubs, der IDA, des Afrikanischen Entwicklungsfonds und des IWF (unter der Multilateralen Entschuldungsinitiative (engl. Multilateral Debt Relief Initiative, MDRI) erreicht. Burundi war wegen der schwachen Regierungsführung eines der Länder die als (vorläufig) letzte unter HIPC/MDRI entschuldet wurden.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Der IWF bewertet das Risiko erneuter Überschuldung für Burundi kritischer ein als erlassjahr.de. Er diagnostiziert ein „hohes“ Überschuldungsrisiko, das heißt das Land wird unter dem Basisszenario, welches der Fonds für das wahrscheinlichste hält, in den nächsten zehn Jahren mindestens einen der kritischen Grenzwerte bei den Schuldenindikatoren dauerhaft überschreiten.

Burundi hat die politischen Turbulenzen der Jahre 2015 und 2016 wirtschaftlich und im Hinblick auf seine Schuldentragfähigkeit bemerkenswert schadlos überstanden. Problematisch ist allerdings der langsam, aber beständig wachsende Bestand an nicht-konzessionären Krediten, etwa aus China, aber auch aus Indien zum Beispiel für den Kabu16-Staudamm. Für dieses Großprojekt hatte der IWF die Beschränkung von Neukreditaufnahmen explizit aufgehoben, ohne dass eine Begründung dafür gegeben wurde.

Politische Empfehlungen

Die burundische Regierung sollte bei der nicht-konzessionären Kreditaufnahme mit größter Vorsicht zu Werke gehen und nötigenfalls lieber eine Umschuldung aktueller Zahlungsverpflichtungen anstreben, als durch die Refinanzierung des laufenden Schuldendienstes durch teure Neukredite in eine neue Schuldenspirale zu geraten.

Weiterfürende Informationen und Materialien:

 

Stand: Dezember 2019

 

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