Belize

Hat Belize ein Schuldenproblem?

Belizes Schuldensituation hat sich 2020 dramatisch zugespitzt. Ein weitreichender Anleihetausch im September 2021 hat die Lage zunächst entspannt. Als eine kleine, stark vom Tourismus abhängige Volkswirtschaft bleibt Belize aber anhaltend von Überschuldung bedroht.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2020)

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Wer sind die Gläubiger von Belize?

Erklärung der Schuldenkategorien

Nur etwa ein Zehntel der belizischen Auslandsschulden bestehen nicht auf Seiten des Staates, sondern sind Schulden privater Unternehmen und Banken. Die Schulden des Staates selbst bestehen zum etwas größeren Teil gegenüber öffentlichen Gläubigern, # davon jeweils zur Hälfte gegenüber multilateralen und bilateralen Gläubigern. Unter den Privatgläubigern sind die Inhaber von Staatsanleihen in Höhe von gut 500 Millionen US-Dollar die wichtigste Gruppe. Fast keine Rolle mehr spielen private Banken. Der in den letzten Jahren deutlich zurück gegangene Anteil von Entwicklungshilfekrediten ist der Eingruppierung des Landes in die Kategorie „höheres mittleres Einkommen“ durch die Weltbank geschuldet.

Bis auf einen kleinen Betrag der Karibischen Entwicklungsbank (CDB) sind alle multilateralen Schulden nicht-konzessionär. Nach der CDB sind die Interamerikanische Entwicklungsbank und der OPEC-Fund wichtige Gläubiger. Belize hat nur zwei bilaterale öffentliche Gläubiger: Venezuela mit 214,9 Millionen US-Dollar und Kuwait mit 17,3 Millionen US-Dollar. Die Gläubigerregierungen im Pariser Club – und damit logischerweise auch Deutschland – weisen keine Forderungen an Belize aus.

Trend

Bis auf den erstaunlich moderaten Indikator „Schuldendienst zu Exporteinnahmen“ haben sich alle Schuldenindikatoren von 2016 bis 2020 um mindestens 10 Prozent erhöht. Der Wirtschaftseinbruch 2020 hat nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Schuldenindikatoren auf das nicht mehr tragfähige Niveau von Ende 2020 ansteigen lassen. Vorläufige Daten des IWF zeigen für 2021 ein leichtes Absinken der Indikatoren unter anderem als Folge des im nächsten Abschnitt beschriebenen Schuldentausches von 2021.

Bisherige Schuldenerleichterungen für Belize

Belize hat 2007 und 2013 Umschuldungen mit seinen privaten Gläubigern ausgehandelt. In beiden Fällen ging es darum, akute Liquiditätsengpässe zu überwinden. 2007 gab es keinen Teilschuldenerlass. 2013 gab es eine sehr begrenzte Erleichterung – je nach Annahme durch die Anleihezeichner – zwischen 3 und 10 Prozent. Beide Vereinbarungen erfolgten ohne ein IWF-Programm und ausschließlich in den Verhandlungen mit dem jeweiligen Gläubigerkomitee der Anleiheinhaber.

Im November 2016 wurde in einer dritten Umschuldung erneut Zahlungsverpflichtungen in die Zukunft verschoben. Allerdings wurde diesmal, um anders als früher auch die langfristige Schuldentragfähigkeit zu berücksichtigen, eine Schuldenstandreduzierung in der Größenordnung von 30 Prozent vereinbart.

Mit dem Pariser Club der offiziellen Gläubiger hat das Land bislang noch nicht verhandelt. Für die multilaterale Entschuldungsinitiative für hoch verschuldete arme Länder war es nicht qualifiziert.

2021 hat Belize die ausstehende 500 Millionen US-Dollar schwere Anleihe, welche 2034 fällig geworden wäre, mit einem Abschlag von 45 Prozent zurückkaufen können. Finanziert wurde die Operation durch eine neue von der Crédit Suisse vermarktete Anleihe in Höhe von 363 Millionen US-Dollar. Neben dem Rückkauf finanzierte die neue Anleihe die Einrichtung einer Stiftung von 24 Millionen US-Dollar, welche Meeresschutzprogramme umsetzt. Wegen dieses (eher bescheidenen) Teils der Operation, wird der gesamte Tausch auch als Debt for Environment Swap bezeichnet, obwohl dies genau genommen nur diesen kleinen Teil der Operation betrifft. Gleichwohl hat die Operation – die ähnlich bereits auf den Seychellen umgesetzt worden war – Belize den Ruf eines Vorreiters bei der Umwandlung von Auslandschulden in Klima- und Meeresschutz eingebracht.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Der Einbruch des Tourismus infolge der Covid-19-Pandemie hat den belizischen Tourismussektor und damit einen wesentlichen Teil der Hartwährungseinnahmen des Landes hart getroffen. Der Schuldentausch von 2021 hat der Regierung an dieser Stelle wieder etwas Luft verschafft und die Schuldentragfähigkeit des Landes zumindest vorübergehend wieder hergestellt. Nach Ansicht des IWF wird sich der positive Trend aber nur fortsetzen, wenn die Regierung harte Austeritätsmaßnahmen umsetzt.

Belizes Volkswirtschaft ist weiterhin sehr verletzlich durch externe Schocks, insbesondere solche, die den Tourismus-Sektor treffen, und die Bedrohung durch Naturkatastrophen. Allerdings rangiert Belize im weltweiten Vulnerabilitäts-Index hinter seinen zentralamerikanischen Nachbarn.

Politische Empfehlungen

Obwohl Belize auf dem amerikanischen Festland liegt, ist es Mitglied der Allianz der kleinen Inselstaaten (AOSIS). Das Netzwerk bemüht sich aktuell darum, für seine Mitglieder mit mittlerem Einkommen den Zugang zu günstigen Finanzierungen zu ermöglichen. Dazu wird vorgeschlagen, den in der Tat wenig sinnvollen Indikator des Pro-Kopf-Einkommens durch einen Multidimensionalen Vulnerabilitätsindex (MVI) zu ersetzen. Angesichts der relativ hohen Zinsbelastung auch der multilateralen Schulden könnte eine solche Reform auf Belize sehr positive Auswirkungen haben.

Daneben sollte die Regierung sich im Verein mit anderen kleinen Staaten um eine Qualifizierung der Diskussion um die Entschädigung klimawandelbedingter Schäden und Verluste (Loss & Damage) im Rahmen der nächsten UN-Klimakonferenz im November 2022 in Scharm El-Scheich bemühen. Der Vorschlag von AOSIS für ein sofortiges Moratorium und eine umfassende Umschuldungsrunde im Katastrophenfall könnte für Belize die effizienteste Versicherung gegen anhaltende Klimaschäden darstellen.

Stand: September 2022