Bahrain

Hat Bahrain ein Schuldenproblem?

Bahrain ist, obwohl weniger ölreich als seine Nachbarn, trotzdem zu rund 85 Prozent seiner Deviseneinnahmen vom Öl- und Gasexport abhängig. Mit dem Absturz des Ölpreises 2014 verschlechterte sich die fiskalische Situation des Landes dramatisch. Im Herbst 2018 wurde eine Staatspleite nur durch ein 10 Milliarden US-Dollar schweres Rettungspaket, finanziert von Saudi Arabien mit Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten, abgewendet.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2017)

Bahrain berichtet nicht an das Debtor Reporting System der Weltbank und erlaubt dem Internationalen Währungsfonds (IWF) die Veröffentlichung der Artikel-IV-Berichte nicht. Deswegen beruhen alle Zahlenangaben in diesem Profil auf den wenigen Zahlen, die der IWF routinemäßig trotzdem veröffentlicht sowie Medienberichten.

IndikatorAusprägungGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)147,640
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)339,0150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)k. A.15
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)88,550
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)458,4200
Auslandsschuldenstand (US-Dollar)52,24 Mrd.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger (US-Dollar)k. A.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Wer sind die Gläubiger von Bahrain?

Ein Gläubigerprofil von Bahrain ist nicht zugänglich. Bekannt ist, dass Saudi Arabien nach dem Einbruch des Ölpreises und den daraus resultierenden Schwierigkeiten für Bahrain mit großzügigen Hilfskrediten eingesprungen ist. Weitere Unterstützungen aus Riad sind geplant.

Deutschland weist ebenso wie alle anderen Mitglieder des Pariser Clubs keine Forderungen an Bahrain aus.

Bahrain hat keine Schulden beim IWF oder der Weltbankgruppe.

Trend

Die Schuldenkrise Bahrains ist ein Phänomen der letzten fünf Jahre. Erst 2016 stuften die drei großen Rating-Agenturen das Land auf Ramsch-Status herunter. Der IWF sagt einen mittelfristigen Anstieg der öffentlichen Schulden auf 114 Prozent des Bruttoinlandsprodukts voraus. Damit widerspricht er den deutlich optimistischeren Planungen der bahrainischen Regierung, die im Gegenzug für das Hilfspaket seiner Nachbarländer 2018 einen sehr schnellen Schuldenabbau versprochen hatte.

Bisherige Schuldenerleichterungen für Bahrain

Bahrain hat bislang noch nicht mit seinen externen Gläubigern umgeschuldet.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Der – inzwischen beendete – Einbruch des Ölpreises 2014 hat einen hohen Bedarf an externer Kreditaufnahme ausgelöst. Die Bedienung dieser externen Finanzierungen hält derzeit den Schuldendienst hoch.

Daneben hat das viel weniger mit Ölreichtum als seine Nachbarn gesegnete Land kürzlich größere Gasvorkommen vor seiner Küste entdeckt. Diese in der aktuell angespannten Haushaltslage mit selbst für die Verhältnisse ärmerer Länder extrem niedrigen Devisenreserven zu erschließen, wird nicht möglich sein und deshalb weitere externe Kreditaufnahme erforderlich machen.

Ein erneuter Einbruch des Ölpreises würde zu einer noch stärkeren fiskalischen Krise führen als derjenige von 2014, da die aktuellen Schuldenstände heute deutlich höher liegen als vor fünf Jahren.

Politische Empfehlungen

Da die externe Kreditunterstützung Bahrains ganz überwiegend aus sehr wenigen Quellen kommt, die überdies eine starke politische Dimension haben (Unterstützung der sunnitischen Oberschicht Bahrains (gegenüber einer schiitischen Bevölkerungsmehrheit) durch das sunnitische Saudi Arabien) wirft eine Lösung des Schuldenproblems kaum Probleme der Gläubigerkoordination auf. Vielmehr setzt sie eine bilaterale Verständigung mit Saudi Arabien voraus.

 

Stand: August 2019

 

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