"G7-Länder erlassen Haiti die Schulden": Leider nur ein PR-Gag

Wie man angesichts einer humanitären Katastrophe kostenfrei an seinem guten Image basteln kann, haben am Wochenende die G7-Finanzminister demonstriert. Von deutschen und internationalen Medien gebührend wahrgenommen, haben sie erklärt, sie würden dem erdbebenzerstörten Haiti alle Schulden erlassen.
Klingt gut, aber leider hat Haiti bei keinem der G7-Staaten irgendwelche Schulden, seit das Land im Juni 2009 den “Completion Point” der HIPC-Schuldenerlassinitiative passiert hat. “Na, umso besser”, werden sich Schäuble & Co gedacht haben, “da kostet es uns nicht mal was.”
Diese Art von PR-mäßiger Mehrfachverwertung der eigenen guten Taten hat bei den mächtigsten Volkswirtschaften des Westens durchaus Tradition: Weil im HIPC-Prozess erst Weltbank und IWF einen Erlassbedarf ausrechnen, dieser dann zum Teil im Pariser Club beschlossen und das Pariser Abkommen wiederum in bilateralen Vereinbarungen zwischen dem Schuldner und jedem einzelnen Gläubiger rechtsgültig vereinbart werden muss, lässt sich jeder erlassene Euro der Öffentlichkeit gleich drei mal als gute Tat verkaufen.
Spannend wird es in den Beschlüssen des G7-Finanzministertreffens vom Wochenende erst bei dem, die nach der wohlfeilen Ankündigung eines G7-Schuldenerlasses kommt: “Die Schulden (Haitis) bei den multinationalen Institutionen sollten ebenfalls gestrichen werden, und wir werden mit diesen Institutionen und anderen Partnern darauf hinarbeiten, dass dies bald geschieht”, sagte der kanadische Finanzminister zum Abschluss des G7-Finanzministertreffens in Iqaluit.
Die übrigen bilateralen Gläubiger sind nicht das Problem: Venezuela hat einen vollständigen Erlass seiner Forderungen bereits angekündigt – übrigens ohne dafür sieben Jahre zu brauchen, wie die westlichen Gläubiger unter HIPC. Und auch Taiwan hat seine Bereitschaft zum Schuldenerlass erklärt. Mehr bilaterale Gläubiger gibt es nicht.
Wenn die G7 bis zur Fälligkeit der nächsten Zahlungen Haitis an die Weltbank und den IWF im Mai allerdings durchsetzen, dass alle Forderungen dieser beiden Institutionen sowie der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) tatsächlich nicht nur ausgesetzt, sondern vollständig gestrichen werden: Das wäre das tatsächlich eine Meldung wert!

Haiti-Update V: IWF-Schuldenerlass für Haiti? Vielleicht im März

Letzte Woche hatte der Vorstand (Executive Board) des IWF seinen Direktor beim Thema “Schuldenerlass für Haiti” auf die Knochen blamiert. Nach Dominique Strauss-Kahn’s Ankündigung, man werde nicht nur die eigenen Forderungen erlassen, sondern auf einen allgemeinen Schuldenerlass zugunsten Haitis hinarbeiten, setzten die Direktoren das Thema “Schuldenerlass für Haiti” demonstrativ nicht einmal auf die Tagesordnung. Statt dessen gab es Katastrophenhilfe in Form neuer Schulden.
Nun bemüht man sich um Schadensbegrenzung – für den IWF zumindest, aber damit zusammenhängend dann vielleicht auch für Haiti. Bei einem Conference Call am 27.1. erklärte die Leiterin der IWF-Regionalabteilung Corinne Deléchat auf Nachfrage, bei der für März geplanten großen Geberkonferenz für Haiti werde die Frage eines Schuldenerlasses für Haiti erneut auf der Tagesordnung stehen. Beim IWF gebe es in der Frage guten Willen, allerdings schränkte sie ein, der Beitrag des Schuldenerlasses zur aktuellen Nothilfe sei minimal.
Voraussichtlich wird die Konferenz am 22. und 23.März am Sitz der Vereinten Nationen in New York stattfinden.

Haiti-Update IV: IWF-Vorstand ignoriert Entschuldungs-Vorschlag des Direktors

Bei seiner gestrigen Sitzung hat das Exekutivdirektorium des IWF lediglich über die neuen Kredite und die Auszahlung der letzten Tranche des alten Programms gesprochen. Damit hat es Haiti gut 100 Mio US-$ neue Schulden beschert – statt, wie von Dominique Strauss-Kahn vollmundig angekündigt, die Weichen für eine umfassende Entschuldung Haitis zu stellen. Hintergründe und Konsequenzen der Entscheidung enthält das aktualisierte Fachinfo Nr.22.

Haiti-Update III: Der IWF rudert zurück: Schuldenerlass nicht auf der Tagesordnung. DSK aus dem Netz entfernt

Wer den Ankündigungen des Direktors Strauss-Kahn geglaubt hatte, der IWF werde seine eigenen Kredite in Schenkungen umwandeln und auf eine vollständige Streichung aller Schulden Haitis hinarbeiten, und es würden nun Taten folgen, sieht sich getäuscht. Ein Schuldenerlass steht nicht einmal auf der Tagesordnung der heutigen IWF-Vorstandssitzung.
Damit erweisen sich die wohlfeilen Ankündigungen des Direktors als heiße Luft. Statt Haiti einen schuldenfreien Neuanfang zu ermöglichen, setzen die Gläubiger Zahlungen aus, die sie aus dem bettelarmen und zerstörten Land in den nächsten fünf Jahren ohnehin nicht bekommen hätten. Und sie hoffen, dass Haiti danach seine Schulden, einschließlich der jetzt gewährten Nothilfekredite wieder bedienen wird.
In den letzten Tagen hatte sich dieses Rückzugsmanöver bereits angekündigt: So verschwand z.B. der Film mit der Ankündigung einer umfassenden Entschuldung durch Strauss-Kahn mysteriös von der IWF-Website. Unter http://www.imf.org/external/mmedia/view.asp?eventID=1711 landet man auf einer leeren Seite. Auch auf der CNN-Website oder bei einschlägigen Film-Portalen konnte ich den Clip nicht mehr finden. Wenn ihn jemand aufgenommen hat, wäre ich für einen Link dankbar.
Inzwischen haben mehr als 80 Kirchen, Gewerkschaften und soziale Bewegungen in den USA Finanzminister Geithner aufgerufen, mit dem Gewicht der USA in den Multilateralen Institutionen eine Streichung der Schulden Haitis durchzusetzen (Link zum Aufruf hier).
Heute abend oder spätestens morgen früh wissen wir zumindest über die Entscheidungen des IWF mehr.

Illegitime Schulden in der Mache: Schwarz-Gelb gewährt Hermesbürgschaft für das AKW Angra-3 in Brasilien

Laut FAZ hat die Bundesregierung eine Hermesbürgschaft in Höhe von 1,3 Milliarden Euro für das brasilianische Atomkraftwerk Angra 3 gewährt. Der Interministerielle Ausschuss aus BMWi, BMF, BMZ und AA habe der Bürgschaft bereits zugestimmt, nun müsse nur noch der Haushaltsausschuss unterrichtet werden.
Zur Unterstützung des Aufschwungs setzt die Bundesregierung auf Exportförderung um jeden Preis: in diesem Fall um den der Abschaffung der seit 2001 geltenden Ausschluss von Hermes-Bürgschaften für Atomtechnologie.
Die Geschichte der Reaktoren Angra-1 und Angra-2 zeigt, die Unverantwortlichkeit von Atomexporten nach Brasilien: In beiden Fällen sind die Baukosten weit über die ursprünglich veranschlagten Summen hinausgegangen. Mit einem weiteren unkalkulierbaren Reaktorbau sichert sich Siemens einen Teil der Devisenreserven, die Brasilien in den letzten Jahren anhäufen konnte. Die Rechnung bezahlt wieder einmal die arme Mehrheit der Brasilianer, denen soziale Investitionen, nicht zuletzt im Bereich erneuerbarer Energien, durch die deutsche Dinosourier-Technologie vorenthalten werden.
Brasilien hat bis heute das Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag, welches unangemeldete Besuche von IAEA-Inspektoren erlaubt, nicht unterzeichnet, so dass eine (weitere) Gefahr der Proliferation besteht.
Urgewald bittet um Unterstützung für ihre Initiative im Bundestag durch Gespräche mit den Abgeordneten der Regierungsparteien. Vor zwei Jahren hatten viele Gespräche von erlassjahr-Mitträgern das Thema Illegitime Schulden bereits einmal auf die Tagesordnung des Bundestages gebracht. Alle Infos zur Kampagne

Den Tod erfolgreich exportiert

Im August 2009 erschien in einer abgelegenen Schriftenreihe der Weltbank eine ziemlich technische Untersuchung von Jed Friedman und Norbert Schady, in der die beiden Autoren auf der Grundlage von historischen Erfahrungen vorhersagten, wie viele Kinder allein in Folge der Weltfinanzkrise zusätzlich sterben werden: 30.000 bis 50.000 Menschen unter fünf Jahren allein in Sub-Sahara-Afrika hätten vermeidbare Krankheiten und Mangelernährung überlebt, wenn nicht die von den USA ausgehende Weltfinanzkrise ihre Lebensumstände noch weiter verschlechtert hätte (weiter zur Studie).
Die Studie erregte erstaunlich wenig Aufsehen in der Fachwelt. Wie alle solchen “Was-wäre-wenn”-Szenarien lässt sich über genaue Ergebnisse streiten; daher auch das vergleichsweise unpräzise Ergebnis. Dass die Studie im Ansatz wissenschaftlich sauber argumentiert, wurde nirgendwo bestritten. Es ist davon auszugehen, dass der von ihr prognostizierte stille Tod sich in diesem Moment so abspielt wie vorhergesagt, Die meisten Eltern werden zwar wissen, dass der Tod ihres Kindes damit zusammenhängt, dass der örtliche Gesundheitsposten plötzlich keine Medikamente mehr hatte. Dass aber dies mit den Staatsfinanzen, diese mit den zusammengebrochenen Rohstoffpreisen, diese mit der globalen Nachfrage nach den exportierten Produkten, und diese wiederum mit dem Abschwung in den USA und Europa zu tun haben, werden die meisten in ihrem Leben nicht erfahren.
Es ist aber so, und die Weltbank kann einem den Zusammenhang vorrechnen. Wenn sie will.
Es gab eine Zeit, da sprangen Wall-Street-Banker, wenn sie sich verzockt hatten, aus den Fenstern ihrer Wolkenkratzer. Das ist, wie wir im Sommer 2008 sehen (bzw. eben nicht sehen konnten) seit der Weltwirschaftskrise 1929 aus der Mode gekommen.
Warum sollen sie auch springen? Den Tod haben sie elegant exportiert.

Kein Insolvenzverfahren für Dubai – sondern….

In dem Emirat am Persischen Golf könnte tatsächlich gelingen, was anderen Ländern mit hoher Auslandsverschuldung seiner privaten Unternehmen schwerer fallen dürfte: Der Staat lehnt es ab, für die 60 Mrd. US-$ Auslandsschulden des ohnehin leicht größenwahnsinnigen Unternehmens “Dubai World” gerade zu stehen. Das kann er machen, ohne dass in dem ansonsten schwerreichen Ölstaat mit gravierenden sozialen Folgen gerechnet werden muss. Selbst ein sofortiger und endgültiger Baustopp für das Palmeninsel-Projekt würde in erster Linie ausländische Arbeiter betreffen, die das Emirat ohne viel Federlesens in ihre Heimatländer zurück verfrachten würde.
Deswegen ist Dubai nicht der nächste Kandidat für das von erlassjahr.de geforderte Staateninsolvenzverfahren.
Eine vergleichbare Konstellation kann in anderen Ländern aber zu durchaus anderen politischen Konsequenzen führen. So bestehen zum Beispiel auch die gut 100 Mrd. US-$ Auslandsschulden der Ukraine zu mehr als 80% aus Verbindlichkeiten privater Unternehmen, für die der Ukrainische Staat formal keinerlei Verpflichtungen eingegangen ist. Prominent dabei: der Gasversorger Naftogaz und die Ukrainische Eisenbahn. Droht einem von beiden tatsächlich die Pleite, ist die Lage für die Regierung in Kiew aber eine andere als die der von Dubai, die auch ohne Palmeninsel-Projekt gut zurecht kommt. Eher würde man sich – im Interesse von Arbeitsplätzen, funktionierender Infrastruktur und warmen Wohnungen im bevorstehenden Winter – so in die Pflicht nehmen lassen, wie die Bundesregierung für die Hypo Real Estate, Quelle und Opel. Mit dem Unterschied, dass der Ukrainische Staat sich nicht so günstig die entsprechenden Mittel auf dem Kapitalmarkt besorgen kann wie die Berliner Regierung.
Am Ende müsste dort durch neue öffentliche Schulden und Einschnitte der ohnehin eher bescheidenen öffentlichen Leistungen die Zeche bezahlt werden. Da wäre ein schnelles und umfassendes Staaten-Insolvenzverfahren allemal die bessere Lösung.

Neue Themen – alte Kulissen

Als ehemaliger UNO-Bediensteter fühlte ich mich in Genf gleich ein paar Jahre jünger: Von der neuen Besucherkontrolle abgesehen, sieht das UNO-Gelände über dem Genfer See noch ziemlich genau so aus, wie ich es vor vier Jahren letztmals verlassen habe: Der riesige Völkerbundspalast wie von Mussolini persönlich hingeklotzt, die UN-typischen riesigen Sitzungssäle. die die G-194 nun mal braucht, mit den Ohrhörern für die sechs Weltsprachen; und auch die Scharen von beschlipsten Graumännern in den ewig gleichen Anzügen sehen noch genau so aus wie damals (so sah ich in diesen Tagen übrigens auch aus – als letzte Bastion der inneren Rebellion sind NRO’ler noch immer daran zu erkennen, dass sie keinen Schlips umhaben).

UNCTAD beginnt in diesen Tagen mit einem Konsultationsprozess zum Thema “Illegitime Schulden und Verantwortliche Kreditvergabe”, erlassjahr.de ist eigeladen worden, daran mitzuwirken. Eine kleine Arbeitsgruppe traf sich am Rande der großen Schuldenmanagement-Konferenz und versuchte, ein Arbeitsprogramm für den vorgesehenen dreijährigen Prozess zu entwickeln. Dazu gab es einen ersten Text von zwei hochrangigen Juristen – Mitu Gulati und Lee Buchheit – und viele noch ziemlich unstrukturierte Überlegungen zur Bearbeitung des Themas. Zusammen mit NRO-Kolleg/innen aus Brasilien, den Philippinen, Norwegen und den USA, sowie dem ebenfalls mitarbeitenden Lutherischen Weltbund brachten wir unsere ziemlich dezidierten Vorstellungen von einer sinnvollen Agenda in die noch eher gemächlich mahlenden Mühlen der UNO ein. Nun wird es weitere Papiere geben, Internet-gestützte Diskussionen und irgendwann auch mal ein nächstes Treffen.
Und wenn es gelingt, tatsächlich weitere Regierungen in das Boot einer Reformdiskussion zum internationalen Schuldenmanagement zu holen, werden wir sagen können: “Wir sind dabei gewesen.”

Eine neue Schuldenkrise? Die Weltbank sagt ganz klar jein

Voll war es nicht gerade bei dem Side-Event, das die FES und EURODAD zum Thema Neue Schuldenkrise und Reform des Schuldemanagements organisierten: ungefähr 25 Zuhörer/innen waren dabei, die meisten entweder aus dem Lager der Internationalen Finanzinstitutionen, oder NGO-Mitarbeiter/innen. Unsere Hoffnung, hier in Istanbul mit Süd-Regierungen ins Gespräch zu kommen, hat sich auch heute nicht erfüllt. Erstaunlich interessant waren dagegen die Signale, die von Weltbank und Währungsfods kamen. Damit ist weniger die flammende Dankesadresse für all unser NGO-Engagement für Entschuldung seit 1999 gemeint, mit der ein IWF’ler die Debatte eröffnete. Der entpuppte sich alsbald als Public-Relations-Mann, und von denen kennen wir solche herzerwärmenden Sprüche sehr gut. Eher war es die ausdrückliche Einladung, mit der Bank über die Reform der globalen Entschuldungsverfahren bei der nächsten Fachtagung im März weiter zu diskutieren. Und ihre Anerkenntnis, dass ihre Position “nie wieder Schuldenkrise” (siehe Blog von vorgestern) so vielleicht doch nicht ganz haltbar ist.
Wir wären nicht gut beraten, hinter jeglicher Offenheit der IFIs nicht zuallererst ihr institutionelles Eigeninteresse zu erkennen. Aber gerade das zwingt sie dazu, sich über den Umgang mit der nächsten Schuldenkrise langsam ein paar Gedanken zu machen.
So weit – nicht mehr und nicht weniger – sind wir in diesen Tagen hier gekommen.
Als alles vorbei war, und die Konferenz sich langsam schon in die diversen kalten Buffets verflüchtigte, erreichte auch uns, d.h. Hubert Schillinger von der Ebert-Stiftung, und mich eine Einladung zur nächtlichen Bootspartie auf dem Bosporus. Eingeladen hatte das Bank Information Center aus Washington, eine halboffizielle NRO, die uns auch bei den Tagungen in D.C. häufig zur Seite gestanden hat.
Es ging den Bosporus hinauf, unter den beiden interkontinentalen Brücken hindurch und mit Blick auf die nächtliche Stadt. Als Zugaben gab es Bauchtanz, Raki, und nette Gespräche zum Beispiel mit dem neuen Exekutivdirektor der USA in der Weltbank, den Obama gerade ernannt hat (muss noch vom Kongress bestätigt werden), und der aussieht und redet, wie Barack’s kleiner Bruder.
Ärgerlicherweise hatte ich die Kamera nicht dabei. Shit happens.

Istanbul-Tagebuch 5.10: Tu felix Austria….

Am Tag zwischen den beiden Auftritten zum Thema neue Schuldenkrise, gab es heute nur ein einziges offizielles Treffen. Unsere österreichische Kollegin Karin Küblböck hatte ein Treffen mit dem Gouverneur der Österreichischen Zentralbank organisiert, der gleichzeitig für deren Ländergruppe der Exukutivdirektor ist. Österreich teilt den Exekutivdirektor im Fonds mit neun weiteren Ländern, u.a. Belgien und der Türkei. Deswegen waren auch Pol Vonderoort aus Brüsse und die neue EURODAD-Direktorin Nuria Molina mit von der Partie.
Sehr erfreulich war aus unserer Sicht, dass der Gouverneur und der ebenfalls anwesende stellvertretende ED unserer Logik eines orderly debt workout als Antwort auf die Finanzkrise durchaus folgen konnten. Die positive Haltung des österreichischen Finanzministeriums gegenüber FTAP, die vor kurzem ein beharrlicher Briefeschreiber aus unserem Netzwerk dingfest machen konnte, ist keine Eintagsfliege. Beim DeBriefing mit den Kolleg/innen wurde klar, wie wichtig es ist, dass wir für alle Regierungen, die ein FTAP zumindest wohlwollend diskutieren wolle, baldmöglichst einen Raum schaffen, in dem sie ihr Wohlwollen in praktische Politik umsetzen können, zum Beispiel bei der Formulierung gemeinsamer europäischer Positionen vor dem nächsten G20-Gipfel und der Frühjahrstagung 2010. Außer unseren alpinen Nachbarn betrifft das im Moment vor allem die Norweger, die Niederländer und die Deutschen. Viel Arbeit für unsere gerade frisch wieder gegründete FTAP-AG.
Am Abend traf sich dann die Schuldenszene im “Marbel Hotel” – ist nicht ganz so piekedel wie es sich anhört – um nächste Schritte gegenüber den Regierungen zu beraten. Eine ziemlich bunte Runde mit Vertreter/innen aus Norwegen, Belgien, Deutschland, Großbritannien, den USA, Argentinien, Uruguay und Kenia, sowie des Europäischen Netzwerks EURODAD diskutierte über Chancen für ein geordnetes Insolvenzverfahren und andere Kampagnenansätze. Im Sinne unseres Gesprächs mit den Österreichern wurde deutlich, dass wir an der kritischen Masse von Regierungen für eine substanzielle Reform des Schuldenmanagements gemeinsam arbeiten müssen. Andernfalls werden die ständig vorangehenden Norweger irgendwann ziemlich in der Luft hängen.