Bundesregierung zu Geierfonds: Können hätten wir schon gewollt, nur dürfen haben wir uns nicht getraut

Im Fall Sambias fließt der gesamte Schuldenerlass unter der Entschuldungsinitiative von 2005 in Gleneagles in diesem Jahr in die Tasche eines so genannten “Geierfonds”, welcher Schulden des Landes gegenüber Rumänien billig gekauft und dann vor einem Londoner Gericht eingeklagt hatte. Bundesministerin Wieczorek-Zeul sieht ihr Vorzeigeprojekt seit dem Kölner Gipfel von 1999 in akuter Gefahr. An erlassjahr.de schrieb sie erst vor 3 Tagen “Ich teile Ihre Besorgnis in vielerlei Hinsicht und halte das hinter solchen Fonds stehende Geschäftsmodell moralisch für verwerflich.”

Von dieser Haltung zu praktischen Schritten ist indes ein langer Weg: Die US-Delegation hatte beim G8-Finanzministertreffen in Potsdam verhindert, dass konkretere Schritte als eine allgemeine Besorgnis und eine Beauftragung des Pariser Clubs, über Maßnahmen nachzudenken Eingang ins Communiqué finden. Dabei hatten die britische und die deutsche Regierung durchaus weitergehende Vorschläge im Gepäck.

Entsprechend ausweichend reagierte der deutsche Sherpa Bernd Pfaffenbach, als er von erlassjahr.de befragt, am ersten Gipfeltag einen Kommentar zum Problem der Geierfonds verweigerte.

Es zeichnet sich ab, dass die G8-Strategie gegen die Geierfonds darin bestehen wird, mit Entwicklungshilfemitteln Schulden von privaten und öffentlichen Gläubigern zurückzukaufen, bevor die Geierfonds sie sich verschaffen können.

erlassjahr.de-Koordinator Jürgen Kaiser: “So fließt wieder mal Entwicklungshilfegeld in den Schuldenerlass, obwohl die Regierungen in Monterrey 2002 eigentlich beschlossen hatten, dass Schuldenerlass zusätzlich zur Entwicklungshilfe erfolgen soll. Geld, das eigentlich in die Armutsbekämpfung fließen sollte, muss so die Löcher in den unfairen und inkonsistenten Entschuldungsverfahren des Pariser Clubs und der Weltbank stopfen. Auf diese Weise zahlen wieder mal die Armen die Zeche – sogar für ihre eigene Entschuldung.”

Informationen: Jürgen Kaiser, Mobil: 0173 – 29 19 374

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