Fidschi

Hat Fidschi ein Schuldenproblem?

Fidschi ist durch die Covid-19-Pandemie hart getroffen worden und weist seit 2020 Schuldenindikatoren im kritischen Bereich auf. Die Erholung seither ist fragil, so dass eine Zuspitzung der Schuldensituation bis zum Zahlungsausfall für die nahe Zukunft nicht ausgeschlossen werden kann.

Die wichtigsten Schuldenindikatoren (Stand 2023)

IndikatorAusprägungGrenzwert
Auslandsverschuldung im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen (%)46,540
Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)164,4150
Jährlicher Schuldendienst im Verhältnis zu den jährlichen Exporteinnahmen (%)4,015
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP (%)83,050
Öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu den öffentlichen Einnahmen (%)402,4200
Auslandsschuldenstand (US-Dollar)2,028 Mrd.
Schuldendienst: Zinsen und Tilgungen an ausländische Gläubiger (US-Dollar)49,1 Mio.

Erklärung zu den Indikatoren und Grenzwerten

Wer sind die Gläubiger von Fidschi?

Erklärung der Schuldenkategorien
 Die gesamten Auslandsschulden eines Landes setzen sich aus den Schulden des öffentlichen Sektors und denen des Privatsektors zusammen. Im Diagramm sind öffentliche Schulden mit Vollfarben und private Auslandsschulden schraffiert dargestellt.

Bei den öffentlichen Schulden werden drei Gläubigergruppen unterschieden, nämlich multilaterale öffentliche Gläubiger – das sind vor allem Entwicklungsbanken und der IWF -, bilaterale öffentliche Gläubiger – das sind andere Regierungen – und private Gläubiger.

Bei den beiden öffentlichen Gläubigerkategorien unterscheiden wir zudem nach konzessionären, also zinsgünstigen Krediten zu Entwicklungshilfebedingungen, und Krediten zu Marktbedingungen („nicht-konzessionäre“).

Bei den öffentlichen Schulden bei privaten Gläubigern unterscheiden wir die beiden Hauptinstrumente, nämlich Bankkredite und Anleihen. Diese beiden Instrumente unterscheiden wir auch bei den Auslandsschulden des Privatsektors.

Fidschis Auslandsschulden bestehen zu zwei Dritteln von Seiten des Staates. Auf fidschianische Unternehmen und Banken entfällt das letzte Drittel. Gläubiger der fidschianischen Privatschuldner sind ausländische Banken, deren Herkunft nicht veröffentlicht wird. Die öffentlichen Auslandsschulden bestehen ganz überwiegend zu nicht-konzessionären Bedingungen. Multilaterale Gläubiger sind die Asiatische Entwicklungsbank, die Weltbank-Gruppe durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau und Entwicklung und die von China geführte Asiatische Infrastrukturinvestitionsbank. 2022 kam dann auch die Europäische Investitionsbank mit einem Kredit im niedrigen zweistelligen Millionenbereich Kredit dazu. Einziger konzessionärer multilaterale Gläubiger ist die Internationale Entwicklungsorganisation (International Development Association, IDA), eine Unterorganisation der Weltbank-Gruppe. China, Japan und Indien sind in dieser Reihenfolge die bilateralen Gläubiger. Japan hält als einziges Land auch Forderungen aus der Entwicklungszusammenarbeit. Deutschland ist kein Gläubiger von Fidschi.

Hinzu kommt allerdings, dass der fidschianische Staat zu zwei Dritteln im Inland verschuldet ist, und zwar ausschließlich in Form von Staatsanleihen in heimischer Währung.

Trend

Fidschis Schuldensituation war bis 2019 unproblematisch. Die Corona-Pandemie hat dann vor allem die Einnahmen aus dem Tourismus hart getroffen, so dass die gesamten Hartwährungseinnahmen sich 2020 gegenüber 2019 halbiert haben. 2021 sind sie auf niedrigem Niveau stabil geblieben. Entsprechend stark sind die Auslandsschuldenindikatoren in den kritischen Bereich angestiegen. Die fidschianische Regierung gibt für 2022 einen weiteren Anstieg der gesamten öffentlichen Schulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung von den in der Tabelle oben angegebenen 83 Prozent auf 91 Prozent an.

Bisherige Schuldenerleichterungen für Fidschi

Fidschi hat bislang weder mit öffentlichen noch mit privaten ausländischen Gläubigern Schuldenerleichterungen ausgehandelt. Auch für die multilaterale Entschuldungsinitiative für hoch veschuldete arme Staaten (Heavily Indebted Poor Countries, HIPC) war Fidschi nicht qualifiziert.

2020 nahm Fidschi allerdings an der von den G20 angebotenen Moratoriumsinitiative (Debt Service Suspension Initiative, DSSI) zur Unterstützung des Kampfes gegen Covid-19 teil. 40,1 Millionen US-Dollar an Schuldendienst mussten nicht gezahlt werden, was dazu beigetragen hat, den Schuldendienst niedrig zu halten. Allerdings müssen die ausgesetzten Zinsen und Tilgungen von 2023 bis 2027 in fünf gleichen Raten zusätzlich zum regulären Schuldendienst verzinst nachgezahlt werden.

Aktuelle Risiken für die Schuldentragfähigkeit

Der Internationale Währungsfonds berechnet für 2022 vorläufig ein Wirtschaftswachstum von mehr als 10 Prozent, so dass der Einbruch von 2020/21 teilweise schon wieder aufgeholt wurde. Der Schuldenreport 2023 kategorisiert Fidschis Schuldensituation angesichts der großen Zahl überschrittener Grenzwerte als „kritisch“.

Der aktuell noch durch die Teilnahme an der DSSI und die im Rahmen multi- und bilateraler Neufinanzierungen gewährten Freijahre niedrige Schuldendienst wird auch ohne die zusätzliche Belastung durch den nachgeholten Schuldendienst der Jahre 2020 und 2021 ab 2023 deutlich ansteigen. Nur wenn weder neue Beeinträchtigungen durch Covid-19 noch die Auswirkungen des Klimawandels keine weiteren Störungen des Tourismus auslösen, kann die wenig diversifizierte Wirtschaft die Mittel für die Bedienung der Auslandsschulden aufbringen.

Politische Empfehlungen

Als bedeutendste Volkswirtschaft unter den kleinen Inselstaaten im Pazifik sollte Fidschi stärker als bisher Forderungen nach einer Reform globaler Entschuldungsverfahren, insbesondere die Möglichkeit, Schuldendienst zur Bewältigung von Schäden und Verlusten nach Naturkatastrophen umzuwandeln, unterstützen. Die Diskussionen innerhalb der Allianz der kleinen Inselstaaten (Alliance of Small Island States, AOSIS) bieten dafür eine gute Grundlage.

Stand: März 2023

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